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Komm, gibt es da nicht mehr zu erzählen, möchtest du grad nicht mehr verraten oder sind die Ideen bei Hagal derzeit wirklich so unausgereift?

Die Ideen diesbezüglich sind tatsächlich noch sehr unausgereift. Konkretes kann ich dir hier also nicht verraten. Aber gut, weil du so nett nachfragst: Zumindest angedacht ist ein Doppelalbum, welches auf einer CD ein neues Album beinhaltet und auf der zweiten CD eine rein auf Akustikgitarren aufgebaute Interpretation dieses Albums präsentiert. Spätestens hier werden wieder Lieder nur mit klarem Gesang zu finden sein. Ob wir diese Idee aber nun beim nächsten oder übernächsten Album realisieren, steht in den Sternen. (Anm.: Na also, geht doch)

Auf „Sterbender Traum“ gibt es nicht mehr diese extrem langen Tracks wie „Walvaters Pfand“, wieso? Ich las ja auch einige Rezensionen und da fiel mir auf, dass eben die letzten Minuten dieses 18 Minuten-Stückes manch einem eher überflüssig vorkamen…

Ich kann die Kritik an derartig langen Liedern ja durchaus verstehen. Sowas lässt sich nicht nebenbei hören, sondern erfordert in der Regel die gesamte Aufmerksamkeit des Hörers, um dem Lied durch seine einzelnen Stimmungen und Kapitel zu folgen. Auch ich habe nicht immer die Lust und Zeit, mich so intensiv mit Liedern auseinanderzusetzen. Dies war ein Grund, weshalb wir versucht haben, uns auf der „Sterbender Traum“ ein wenig kürzer zu fassen: So erhalten wir die Aufmerksamkeit des geneigten Zuhörers besser aufrecht, was natürlich unserer Musik zugute kommt. Schließlich haben wir sie gemacht, damit sie gehört wird. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass Walvaters Pfand immer noch eines meiner persönlichen Favoriten von uns ist. Wir haben es sogar schon live gespielt, allerdings ohne den akustischen Mittelpart.

Kann man in Zukunft eine Rückkehr zu diesen epischen, monumentalen Stücken erwarten oder „reichen“ grob zehn Minuten wie bei „Sturmgottes Trauer“?

Wahrscheinlich wird diese zehn-Minuten-Marke ausreichen. Aber ausschließen möchte ich nichts. Drei-Minuten-Tracks wird es bei Hagal dagegen wohl nie geben. Dazu ist unsere Musik stets zu vielschichtig angelegt. Ich glaube, unser Hauptsongwriter A.F. kann gar keine kurzen Lieder schreiben.

Wieso kann er das denn nicht? Gibt es zuviel unterzubringen, "erzählt" er gerne einfach epische Sachen?

Er legt sehr viel Wert auf Spannungsbögen. Und so ein richtig guter Spannungsbogen muss sich entfalten, das geht nicht von einer auf die nächste Sekunde. Aus diesem Grunde ist unsere Musik immer wieder durchsetzt mit ruhigen Passagen, bevor der Sturm losfegt. Viele Hörer schätzen gerade dieses Wechselspiel als charakteristisch für Hagal ein. Darauf wollen und werden wir natürlich nicht verzichten.

Ihr baut viele akustische Interludien ein, die als Überleitungen dienen und die vorigen Lieder gut ausklingen lassen. Dienen diese Stücke noch einem anderen Zweck?

Hauptsächlich sind sie tatsächlich Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Liedern, in denen teilweise das ein oder andere Thema aus dem nächsten oder vorangegangenen Lied angespielt wird. So entsteht der Eindruck eines in sich geschlossenen Musikerlebnisses und wir machen deutlich, dass unsere Musik stets als Gesamtwerk anzusehen ist und sich nicht auf einzelne Elemente reduzieren lässt.

Eure Lyrik - die meisten Texte sind ja von dir - wirkt tiefgründiger als die vieler anderer Bands, würdest du das so stehen lassen? Ich meine, alleine dass du „Nebelkrieger“ ja in einem Interview vier mögliche Interpretationen zusprichst, die auch über die einfache, simple Sicht hinausgehen, ist interessant.

Das lasse ich natürlich gerne so stehen, auch wenn es natürlich auch sehr tiefgründige Texte von anderen Bands gibt. In der Tat ist eigentlich jeder meiner Texte auf verschiedene Weisen interpretierbar. Ich denke, das sollte jegliche Lyrik sein. Diese verschiedenen Interpretationsweisen werden von mir auch ganz bewusst im Schreibprozess der Texte angelegt. Was dann die Menschen aus meinen Texten ziehen, hängt sicherlich stark davon ab, auf welche Weise sie die Texte im Zusammenspiel mit der Musik in sich aufnehmen. Jeder Mensch tickt da ja anders, und das ist auch in Ordnung so. Ich schreibe niemandem vor, wie er meine Texte zu verstehen hat.

 

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