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Grüße dich, Ole, wie geht es und was machen Hagal in diesem Moment?

Ein Gruß zurück! Mir persönlich geht es den Umständen entsprechend gut: Mache gerade mein Examen an der Universität, was zwar auch Spaß macht, aber natürlich anstrengend ist. Dies ist auch ein Grund dafür, dass Hagal im Moment ehrlich gesagt nicht gerade sehr viel machen. Andere Gründe liegen bei den anderen Bandmitgliedern: So hat unser Bassist Janosch vor nicht allzu langer Zeit eine Tochter bekommen, die verständlicherweise an erster Stelle steht. Unser erster Gitarrist A.F. lebt in Berlin und muss für Proben extra nach Hamburg kommen und unser zweiter Gitarrist Dirk arbeitet extrem viel und vor allem oft im Ausland. Du siehst: Zufällige Treffen im Proberaum finden derzeit eher selten statt. Aber das wollen wir ändern.

Fasse doch mal kurz die Geschichte der Band zusammen, um diese Obligation muss ich dich bitten.

Hagal wurde 1998 von Dirk (Gitarre), A.F. (Gitarre, Gesang) und mir selbst (Schlagzeug) gegründet. Im Herbst 1999 hatten wir genug Material zusammen, um unser erstes Album „Karg“ in eigener Produktion aufnehmen zu können. Im März 2000 wurde dieses dann schließlich als CD veröffentlicht. Wir absolvierten mit wechselnden Session-Bassisten mehrere Auftritte in Norddeutschland, bis wir 2001 mit Janosch am Bass unser heutiges Line-Up komplettierten. 2002 begannen dann die Arbeiten an unserem zweiten Album „Sterbender Traum“, welches ebenso wie „Karg“ in eigener Produktion entstand. Durch verschiedenartige persönliche Umstände der Band-Mitglieder zogen sich die Arbeiten länger hin als geplant, wodurch es erst 2004 zur Veröffentlichung von „Sterbender Traum“ kam. Aufgrund der enorm hohen Nachfrage entschlossen wir uns in Zusammenarbeit mit Perverted Taste, Ende 2005 eine zweite Auflage des mittlerweile ausverkauften Debut-Albums „Karg“ herauszubringen. Dafür wurde es soundtechnisch überarbeitet und mit einem komplett neuen Artwork versehen.

Teile eurer Band spielen ja auch in bekannteren Genregrößen mit, erzähle doch mal bitte:

Nunja, unser Gitarrist Dirk zupft bei Negator den Bass. Ich selbst habe eine Zeitlang mal bei Funeral Procession am Schlagzeug ausgeholfen, bevor ich dies aus Zeitgründen nicht mehr weiterführen konnte. Hagal ist und bleibt aber natürlich unser aller Hauptband.

Ihr scheint mir sehr viel Wert auf die Klarstellung eurer unpolitischen Haltung zu legen, so prangt ein Statement auf eurer Seite und auch direkt im Booklet von „Karg“. Weshalb? Gab es da mal negative Erlebnisse?

In der Tat legen wir sehr viel Wert darauf. Dies hat natürlich auch mit negativen Erlebnissen zu tun – auf Konzerten und in einem Internetforum, in dem wir auf wundersame Weise mit braunem Schmutz in Verbindung gebracht wurden. Aber hauptsächlich haben wir uns für das Statement entschieden, weil es uns aus tiefster Seele spricht. Dafür brauchte es eigentlich keinen konkreten Anlass, sondern nur unseren gesunden Menschenverstand und tiefe Sorge um die heutige Black Metal Szene. Das Problem mit rechten Tendenzen in dieser Szene ist allseits bekannt und muss von mir hier deshalb nicht detailliert erläutert werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Black Metal Band heute Farbe bekennen MUSS! Es gibt einfach zu viele dilettantische Vollbratzen, die mit ihrer lächerlichen Rechtspropaganda ihr fehlendes musikalisches Können auszugleichen versuchen. Schon aufgrund der Tatsache, dass diese ganzen NSBM-Bands so unsagbar uninspirierte Musik spielen, möchten wir schon nichts mit dieser „Szene“ zu tun haben. Erst recht nicht, wenn sie auch noch ihre billigen und in jeglicher Hinsicht abzulehnenden Texte dazu preisgeben. Deshalb also unser Statement, welches – so denke ich – eindeutig klarmacht, dass Hagal unpolitisch ist und diese braune Scheiße verabscheut. Ich begrüße auch sehr, dass mittlerweile nahezu jede ernstzunehmende Black oder Pagan Metal Band sich von rechtem Gedankengut öffentlich distanziert – meist durch ähnliche Statements auf ihren Homepages. Ich hoffe, dass dies noch weiter zunimmt, damit es die hohen Herren Neonazi-Strategen nicht so einfach mit ihrer gezielten Infiltration der Black Metal Szene haben. Ausreden einiger Bands/Konzertveranstalter a la „wenn man gegen rechts sagt, müsste man genauso gut auch gegen links sagen“ nerven mich in diesem Zusammenhang zutiefst an: Derlei Gefahr der gezielten Szene-Infiltration besteht von linksradikaler Seite einfach derzeit nicht. Bestünde sie, würden wir uns auch dagegen wehren.

Hagal, was bedeuten das Wort und die Rune überhaupt für dich, was verbindest du alles damit?

Wie jede Rune hat natürlich auch Hagal schier unendlich viele Bedeutungen. Was uns alle und auch mich persönlich dazu veranlasst hat, unsere Band Hagal zu nennen, ist nun keine einzige, sondern gerade die Vielfalt der Bedeutungen. Hagal ist das All, ist Alles, ist die Ganzheit und das Universum. Sie umfasst damit jegliche Lebensbereiche des Menschen und ist eine zutiefst positive Rune – zumindest für mich. In ihrer musikalischen Widerspiegelung durch unser Spiel bedeutet sie das Einreißen von Grenzen, die freie Manifestation von Inspirationen – ohne, dass zum Beispiel irgendwelche von Genre-Polizisten auferlegte Regeln eingehalten werden müssen, was denn nun im Black Metal sein darf und was nicht. Die Hagal-Rune in ihrer universellen Bedeutungsstruktur straft so all diejenigen Lügen, für die Black Metal nur eine Stoßrichtung haben darf und sonst keine.

„Karg“ wurde ja via Perverted Taste re-releast; arbeitet ihr auch zukünftig mit dem Label zusammen oder bleibt es beim Selbstvertrieb? Weshalb habt ihr die Sache überhaupt aus der Hand gegeben? Zu aufwändig?

Wir könnten uns durchaus vorstellen, noch mal mit Perverted Taste zusammenzuarbeiten. Fest geplant ist allerdings nichts. Positiv hervorheben muss ich allerdings, dass Perverted Taste uns in keinster Weise in die Gestaltung des Karg-Rereleases reingeredet hat und selbst etwas teurere Spielereien wie bestimmte Lackfarben im neuen Artwork unterstützt hat. Aus der Hand gegeben haben wir die Sache, weil Perverted Taste damals mit der Idee eines Rereleases der Karg auf uns zugekommen ist. Der Aufwand des Selbstvertriebs ist schon enorm, was ein Grund war, die Sache über Perverted Taste laufen zu lassen. Ein anderer Grund liegt schlichtweg in der größeren Reichweite deren Vertriebs, die mit unseren Mitteln nur schwer zu erreichen ist.

 

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